Verkehrs- und Transportsysteme wie Zug, Bus, Flugzeug oder Carsharing-Dienste produzieren eine Vielzahl von unterschiedlichen Daten, zum Beispiel technische Informationen oder Passagierdaten. Bisher gibt es keine einheitliche Plattform, die länder- und systemübergreifend diese Daten sammeln und Verkehrsunternehmen zur Verfügung stellen kann.

Das Projekt E-Corridor will das ändern. Insgesamt 14 europäische Projektpartner unter der Leitung der italienischen Forschungseinrichtung CNR wollen ein Framework für eine Datenaustauschplattform entwickeln, um verschiedenste Informationen aus Transportsystemen sicher und datenschutzkonform zu teilen und daraus neue Dienstleistungen zu entwickeln. 

Sicheres Identitätsmanagement

Um einen abgesicherten Datenaustausch zwischen den verschiedenen Knoten der Plattform zu gewährleisten, entwickeln die Experten des Fraunhofer SIT ein sicheres Identitätsmanagementsystem. Darüber können Daten zwischen Reisenden und den einzelnen Systemen sicher ausgetauscht werden, beispielsweise zwischen Fahrer und Auto beim Car Sharing oder am Flughafen an einem Self-Check-in-Schalter.

Das Identitätsmanagementsystem basiert auf Hardware-Vertrauensankern, also einer Art sicherem Chip, genannt Trusted Platform Module (TPM 2.0). Über diesen Vertrauensanker werden dann die Protokolle zur Authentifizierung oder zur generellen Datenübertragung abgesichert, sodass ein sicherer Datenaustausch möglich ist. Das Fraunhofer SIT bringt hier seine langjährige Erfahrung und Kompetenz im Bereich Trusted Computing ein.

Cyber-Bedrohungsanalyse für Verkehrssysteme

Die E-Corridor-Plattform soll auch genutzt werden, um eine europaweite, ganzheitliche Cyber-Bedrohungsanalyse für Transportsysteme bereitstellen zu können: Damit sollen technische Datenströme aus Transportsystemen analysiert werden, etwa aus Carsharing-Autos, Busflotten, Zügen, Flugzeugen etc., um mögliche Cyber-Angriffe oder Fehlfunktionen frühzeitig feststellen zu können.

Forschende des Fraunhofer SIT werden hierfür ein maschinelles Lernsystem trainieren, das Betriebs-, System- und Netzwerkdaten im Fahrzeug ständig analysiert und Alarm schlägt, wenn Abweichungen vom Normalbetrieb auftauchen (intrusion detection). So können mögliche Cyber-Angriffe auf ein Verkehrssystem oder Fehlfunktionen, Ausfälle und andere kritische Situationen frühzeitig festgestellt werden. Dieser Aufgabe widmen sich die Expert*innen für Cyber-Physical Systems.

Über das Projekt

Das Projekt läuft noch bis Mai 2023 und hat ein Budget von 5,9 Millionen Euro. Gefördert wird E-Corridor im Rahmen des Horizon-2020-Programms der Europäischen Union. Mehr Informationen zu E-Corridor gibt es auf der Projekthomepage.