EWV
Erkennung von Wirtschaftskriminalität und Versicherungsbetrug
Versicherungsbetrüger und Wirtschaftskriminelle verursachen jährlich einen Schaden von 4 bis 5 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Das schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Diese Betrugsfälle führen zu erheblichen Mehrkosten bei Versicherern, was sich letztlich in steigenden Beiträgen der Versicherungskunden niederschlägt. Im Rahmen des Projekts EWV – Erkennung von Wirtschaftskriminalität und Versicherungsbetrug – haben Juristen, Psychologen, Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker ein System für Betrugsprävention entwickelt. Besonderes Augenmerk im Projekt galt dabei der rechtskonformen Beweissicherung.
Ziel des Projekts war es insbesondere, groß angelegte Betrugsversuche aufzudecken, mit denen Unternehmen systematisch geschädigt werden können. Dazu untersuchten die Projektteilnehmer Verdachtsfälle von Versicherungsbetrug und erarbeiteten IT-gestützte Verfahren zur Erkennung von Manipulationen, zum Beispiel von Bildern, Finanzdaten und Autorenschaften. Mit speziellen Analyseverfahren für Bilder und Finanzdaten ließen sich Verdachtsfälle identifizieren oder sogar Betrugsversuche aufdecken. Mit Hilfe von psychologischen Analysemethoden untersuchte das Team von Wissenschaftlern die Verhaltensweise von Versicherungsbetrügern. Aus datenschutzrechtlicher Sicht prüften die Wissenschaftler auch, wie und in welchem Umfang auf Daten des Versicherungsnehmers zurückgegriffen werden kann.
Die Interdisziplinarität des Projekts gewährleistet einen ganzheitlichen Ansatz für die Analyse, Prävention und Aufklärung von Versicherungsbetrug. Versicherer können die erarbeiteten Verfahren und Handlungsempfehlungen sowohl präventiv als auch zur Aufklärung von Versicherungsbetrug einsetzen.
Das Projekt lief von Januar 2015 bis Ende März 2018 und wurde mit insgesamt 1,5 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Beteiligt waren neben dem Fraunhofer SIT auch die Universität Kassel mit zwei Lehrstühlen, die Fachhochschule Dortmund, das Institut Psychologie & Bedrohungsmanagement I:P:Bm, Arvato Financial Solutions, das Fraunhofer IAO und als assoziierte Partner die Mannheimer Versicherung sowie das Finanzamt Gotha.