06.06.2017

Fraunhofer Singapore gegründet – dem Internationalisierungstrend weit voraus

Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt wagte bereits vor 20 Jahren den Schritt nach Singapur – zu einer Zeit, als Internationalisierung bei Forschungseinrichtungen noch nicht hoch im Kurs stand. Dieser Mut wurde belohnt: Aus einer kleinen Projektgruppe in Kooperation mit der Nanyang Technological University entstand 2010 das »Fraunhofer-Projektzentrum für Interaktive Digitale Medien«, das jetzt zur rechtlich eigenständigen Tochtergesellschaft »Fraunhofer Singapore« avanciert – der ersten in Asien.

»Mich fasziniert die unglaubliche Dynamik, die in Singapur zu spüren ist. Hier entstand innerhalb kurzer Zeit eine weltweit führende Forschungslandschaft«, sagt Prof. Wolfgang Müller-Wittig, der seit 2001 das »Fraunhofer-Projektzentrum für Interaktive Digitale Medien IDM« leitet. Mit der Nanyang Technological University (NTU) fand das Fraunhofer IGD 1997 einen exzellenten Partner, der sich in den letzten Jahren international zu einer der besten Universitäten entwickelte: Im QS World University Ranking ergatterte die NTU im letzten Jahr Platz 13. Damit hat das Fraunhofer IGD sowohl in der Standortwahl seiner asiatischen Außenstelle als auch in der Wahl seines Partners ein gutes Gespür bewiesen.

Langfristige Aufbauarbeit zahlt sich aus

»Fraunhofer befindet sich als weltweit geschätzter Forschungspartner in einer guten Ausgangslage. Die Zusammenarbeit mit den Besten, die gezielte Kompetenzerweiterung der Fraunhofer-Gesellschaft und der Nutzen für Deutschland und das Partnerland durch die Kooperation sind wichtige Elemente der Fraunhofer-Internationalisierungsstrategie«, erklärt Prof. Frank Treppe, Direktor der Hauptabteilung Internationales und Forschungsprogramme der Fraunhofer-Gesellschaft.

Weil Fraunhofer in Singapur wesentlich früher als andere aktiv war, hat die Forschungsorganisation einen Wettbewerbsvorteil. »Wenn wir erst jetzt in Singapur anklopfen würden, würde das aufgrund des großen Andrangs sicherlich etwas schwieriger werden. So haben wir uns über all die Jahre als zuverlässiger Partner erwiesen und ein starkes Netzwerk aufgebaut«, betont Müller-Wittig.

Die Regierung von Singapur zeigte schnell Interesse am Fraunhofer-Modell, da es sowohl der Industrie als auch der Gesellschaft dient und nicht zu hundert Prozent von der Grundfinanzierung abhängt. Sie förderte das »Fraunhofer-Projektzentrum für Interaktive Digitale Medien« in den ersten fünf Jahren seines Bestehens mit rund acht Millionen Singapur-Dollar und verdreifachte diese Summe für den Förderzeitraum bis 2021.

Auf Wachstumskurs

Das Projektzentrum avanciert jetzt zur rechtlich eigenständigen Tochtergesellschaft »Fraunhofer Singapore«. Die rund 30 hauptamtlichen Mitarbeiter forschen vor allem in den Bereichen Industrie 4.0, individuelle Gesundheit, intelligente Stadt und Visual Computing. Seit 2017 arbeitet man eng mit Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT und des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS zusammen. Die Kooperationen erweitern das Portfolio um die Bereiche Cyber-Security und keramikbasierte Additive Fertigung.

»Unsere Schwerpunktthemen in der Partnerschaft mit Fraunhofer Singapore sind Cyber Intelligence und Bedrohungsanalysen, Kryptografie für das Internet der Dinge sowie Visual Analytics im Bereich Cybersicherheit«, sagt Prof. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT. »Durch die Aktivitäten in Singapur verstärken wir zum einen unsere Vernetzung mit der internationalen Exzellenzforschung. Zum anderen bieten wir Unternehmen in Asien verbesserte Möglichkeiten für Forschungskooperationen in den Bereichen Gefahrenerkennung und -abwehr sowie bei der Entwicklung von resilienten Hard- und Software-Systemen.«

Prof. Alexander Michaelis, Leiter des Fraunhofer IKTS, erklärt: »Wir ergänzen die in Singapur bereits sehr gut verankerte additive Fertigungstechnologie komplementär um die wichtige Werkstoffklasse der Keramiken. Darüber hinaus erlaubt uns die Zusammenarbeit mit auf Software spezialisierten Fraunhofer-Instituten, neue Ansätze der Digitalisierung auf dieses Produktionsverfahren anzuwenden.«

»Hier ergibt sich eine Win-win-Situation. Die Partnerinstitute profitieren von unserem Netzwerk und ergänzen gleichzeitig sinnvoll unsere Forschung«, ergänzt Müller-Wittig. Dabei entsteht in Singapur eine neue Qualität der Kollaboration der Institute, denn dort sind sie unter einem Dach vereint. »Wir arbeiten institutsübergreifend und multidisziplinär eng zusammen und stoßen mit unserem Angebot auf großes Interesse bei Unternehmen und Regierungsbehörden in Singapur, das als Sprungbrett in den asiatischen Raum gilt. Das Signal steht auf Wachstum.«

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