05.11.2020

KI hilft, illegale Kulturgüter zu erkennen

Projekt KIKu gestartet – Fraunhofer SIT entwickelt App zur Unterstützung von Kultur- und Ermittlungsbehörden

Eine zentrale Herausforderung bei der Bekämpfung des illegalen Handels mit gestohlenen Kulturgütern besteht darin, dass illegal gehandelte Objekte nur schwer zu erkennen sind. Das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Projekt KIKu – KI für den Kulturgutschutz – hat zum Ziel, die Arbeit der zuständigen Akteure, insbesondere von Zoll und Polizei, zu erleichtern: Hierzu entwickelt das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT gemeinsam mit der cosee GmbH eine App, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisiert Hinweise geben kann, ob beispielsweise eine antike Vase oder eine Statue aus einer Raubgrabung stammen könnte oder anders illegal erworben wurde. Das Projekt wurde gestern zahlreichen relevanten Akteuren auf dem Gebiet des Kulturgutschutzes aus Deutschland und der EU vorgestellt, die auf Einladung von Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum 7. EU CULTNET-Treffen im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zusammengekommen sind.

Interpol registrierte für 2018 weltweit mehr als 91.000 gestohlene Kulturgüter und fast 223.000 durch Strafverfolgungsbehörden sichergestellte Objekte, z.B. antike Münzen, Keramiken, historische Waffen oder auch Fossilien. Diese stammten zumeist aus illegalen Raubgrabungen und sollten am Zoll vorbei außer Landes gebracht werden. Um Kulturgüter aus Raubgrabungen oder gestohlene Kulturobjekte ausfindig zu machen, suchen Zollbeamtinnen und -beamte beispielsweise an Flughäfen oder durchforsten Online-Auktionen nach illegal gehandelten Objekten.

Um feststellen zu können, ob ein Kunstgegenstand ausgeführt bzw. gehandelt werden darf oder nicht, kann den Ermittlungsbehörden in Zukunft eine KI-Anwendung helfen: Im Projekt KIKu werden Expertinnen und Experten für IT-Forensik und Mediensicherheit des Fraunhofer SIT gemeinsam mit der auf digitale Produktentwicklung spezialisierten Firma cosee aus Darmstadt eine prototypische App entwickeln, die Kultur- und Ermittlungsbehörden bei der Bewertung von Kulturgütern unterstützen kann.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Wir wollen im Kampf gegen illegalen Handel mit Kulturgütern modernste technische Mittel einsetzen. Innovative Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz helfen den zuständigen Kultur- und Ermittlungsbehörden, in der Praxis schnell und verlässlich zwischen legal und illegal gehandeltem Kulturgut unterscheiden zu können. Mit der Entwicklung der KIKu-App leistet das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie dazu einen innovativen, nachhaltigen und praxisrelevanten Beitrag, den wir gerne aus Mitteln der nationalen KI-Strategie der Bundesregierung unterstützen.“

Ermittlerinnen und Ermittler können mit ihrem Smartphone das zu prüfende Objekt aus mehreren Perspektiven fotografieren. Die KIKu-App schickt die Bilder an einen Server, auf dem ein sog. Deep-Learning-Netz die erstellten Fotos überprüft. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz wird dabei versucht, Ähnlichkeiten zwischen dem fotografierten Objekt und bereits bekannten Kulturschätzen zu finden. Wenn das Objekt als gestohlen erkannt wird, erhält der Ermittler, die Ermittlerin direkt eine Warnung mit assoziierten Informationen. Über diese Ähnlichkeitserkennung können mittels KI auch noch nicht bekannte, aus Raubgrabungen stammende Kulturgüter beurteilt werden. Wenn die KI ähnliche Objekte findet, wählt sie entsprechenden Datensätze aus und schickt diese an die KIKu-App auf das Smartphone der ermittelnden Person. So erhält diese innerhalb von Sekunden eine erste Einschätzung, aus welcher Region und Epoche das Objekt stammen könnte, und einen ersten Anhaltspunkt, ob die Herkunft des betreffenden Kulturguts weiter überprüft werden muss.

Projekt KIKu

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat für das Projekt eine Förderung von bis zu 500.000 Euro aus Mitteln der nationalen KI-Strategie der Bundesregierung vorgesehen. KIKu ist ein Nachfolgeprojekt des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit II“ 2015 initiierten und geförderten transdisziplinären Forschungsprojekts "ILLICID - Illegaler Handel mit Kulturgut in Deutschland".

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